NÖLP- VEREINSSTATUTEN 2019 (PDF)
Geschäftsordnung für die Landesversammlung des NÖLP (PDF)
Protokoll vom 12.10.2019 der außerordentlichen Landesversammlung des NÖLP (PDF)
Neues Antragsformular der WGKK ab 01.07.2014
Beschwerde-Vordruck für PsychotherapeutInnen (PDF)
2019
Der NÖLP hat zur geplanten Änderung der psychotherapeutischen Verschwiegenheitspflicht im Entwurf des „Bundesgesetz, mit dem das Ärztegesetz 1998, das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, das Hebammengesetz, das Kardiotechnikergesetz, das MTD-Gesetz, das Medizinische Assistenzberufe-Gesetz, das Medizinischer Masseur- und Heilmasseurgesetz, das Sanitätergesetz, das Zahnärztegesetz, das Musiktherapiegesetz, das Psychologengesetz 2013, das Psychotherapiegesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz und das Verbrechensopfergesetz geändert werden“ eine Stellungnahme abgegeben.
Stellungnahme NÖLP (PDF)
Bericht des Rechnungshofes - Versorgung psychisch Erkrankter durch die Sozialversicherung (PDF)
2016
Überweisung statt Barzahlung in der Psychotherapie (PDF)
2012
Offener Brief an die NÖ Gebietskrankenkasse (PDF)
Positionspapier des NÖLP gegenüber der Krankenkasse (PDF)
Internetrichtlinie (PDF)
Verhalten in der Öffentlichkeit - Werberichtlinie (PDF)
Weitere wichtige Informationen und Richtlinien des BMGF finden Sie unter:
www.bmgf.gv.at/home/Gesundheit/Berufe/Formulare_Informationen_und_Richtlinien_im_Bereich_der_Psychotherapie
Bericht von Maria Werni, MSc
Am 29.03.2019 fand die vierte Fachtagung der Kommission für Psychotherapie in Institutionen des ÖBVP (KPI) statt. Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung waren die Rehakliniken und die verschiedenen gültigen Kollektivverträge für angestellte PsychotherapeutInnen. Diesmal war die KPI zu Gast in Niederösterreich und die Veranstaltung wurde gemeinsam mit dem NÖLP organisiert und durchgeführt. Das D&C Cityhotel in St. Pölten erwies sich für diese Tagung als hervorragender Veranstaltungsort. Rund 100 KollegInnen sind unserer Einladung gefolgt und haben an der Tagung teilgenommen.
Was uns besonders gefreut hat, war, dass wir VertreterInnen der verschiedenen Parteien als Gäste begrüßen durften. So hielten Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig und Landtagsabgeordneter Anton Erber (in Vertretung für Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner) einleitende Begrüßungsworte. Im Publikum durften wir die Gesundheitssprecherin der Grünen, Silvia Moser, und die Gesundheitssprecherin der NEOs, Edith Kollermann, begrüßen, die an diesem Thema sehr interessiert waren.
Vorträge
Als erste Vortragende gab uns Primaria Dr.in Alexandra Schosser, ärztliche Leiterin des BBRZ-Med, einen Einblick in das sechswöchige ambulante Rehaprogramm, das von der PVA, die mit 90% Hauptzuweiserin ist, vorgeschrieben wird. Laut Jahresbericht der Pensionsversicherungsanstalt von 2016 waren 39,7 % der ÖsterreicherInnen wegen psychischer Erkrankung berufsunfähig, bei den Frauen waren es sogar 54,3%, bei den Männern 33,1%. Nach ICD 10 leiden 66% an affektiven Störungen (F3), 22% an neurotischen Belastungsstörungen und somatoforme Störungen (F4) und 5% an Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F6). Waren bei Eröffnung der Reha im Jahre 2010 noch 1/3 der PatientInnen berufstätig, so sind es jetzt nur mehr 1/4. Das zeigt: Die Menschen werden kränker. Da die PatientInnen zu Beginn, nach Abschluss und weitere sechs Monate nach Abschluss der Reha einer Testung unterzogen werden, kann nachgewiesen werden, dass durch das Rehaprogramm eine deutliche Reduktion der Symptome, eine deutliche Verbesserung der seelischen Befindlichkeit und der Lebensqualität erzielt werden kann. Das zeigt: Reha wirkt. Die Testungen in der Reha zeigen aber auch, dass jene Menschen, die vorzeitig in vorübergehender oder dauernder Berufsunfähigkeitspension sind, psychisch am meisten belastet sind. Das widerspricht den Aussagen so mancher Politiker, dass die Menschen nicht arbeiten wollen. Es zeigt vielmehr, dass Arbeit eine wichtige und stabilisierende Funktion hat und ein wesentlicher Beitrag zur Teilnahme am gemeinschaftlichen Leben ist. Anhand dieser Ergebnisse sollten alle politisch Verantwortlichen erkennen können, dass die Arbeitsbedingungen verändert werden müssen und nicht die Menschen, nicht nur aus humanitärer Sicht, sondern auch im volkswirtschaftlichen Interesse!
Primar Dr. Fritz Riffer, u.a. ärztlicher Direktor von der stationären Rehaeinrichtung Gars am Kamp, berichtete von einer Meta-Analyse über die bisher vorliegenden Evaluationsergebnisse der österreichischen Rehakliniken. 12 Publikationen mit 9 Studien aus 6 verschiedenen österreichischen Rehakliniken mit über 9000 Patientendaten sind in diese Meta-Analyse eingeflossen. Auch hier bestätigt sich der Nutzen von Rehakliniken durch eine signifikante Verbesserung von Prä zu Post. Prim. Riffer berichtete weiter über eine Studie in seiner Einrichtung, die bestätigt, dass nur rund die Hälfte der PatientInnen sofort nach der Reha einen Platz für eine weiterführende ambulante Psychotherapie bekommt, die andere Hälfte geht bedauerlicher Weise leer aus. Dies zeigt erneut die Problematik des Nahtstellenmanagements zwischen stationär und ambulant auf, die aus Effizienzgründen dringend verbessert werden sollte, um sogenannte "DrehtürpatientInnen" zu vermeiden, die immer wieder in die Klinik kommen. Schließlich kostet ein Rehaaufenthalt rund € 8.000,-, um dieses Geld bekommt man schon viel Psychotherapie!
Dr. Wolfgang Schimböck, Mitglied des ÖBVP-Präsidiums und Vorsitzender des OÖLP, berichtet über den Wildwuchs an Kollektivverträgen, die es für PsychotherapeutInnen gibt. Da gibt es den SWÖ (ehemals BAGS), den Kollektivvertrag für Privatkrankenanstalten, den Kollektivvertrag für private Kuranstalten und Rehabilitationskliniken, den Kollektivvertrag der Caritas, das Entlohnungsschema der NÖ Landeskliniken, um nur einige zu nennen. Und die darin festgeschriebenen Gehälter, Gehaltsstufen und Zulagen sind höchst unterschiedlich, sodass es bei selber Tätigkeit, selbem Stundenausmaß und derselben Anzahl von Dienstjahren eine Differenz von bis zu € 1.000,- pro Monat brutto kommen kann. Demnach ist es nicht egal, für wen man arbeitet! Wie kann man diese großen Unterschiede begründen? Außer damit, dass privat geführte Einrichtungen noch schlechter bezahlen als öffentliche, obwohl die Gehälter im Sozialbereich ohnehin schon sehr weit unten liegen. Es stellt sich auch die Frage, ob es eigentlich so viele verschiedene Kollektivverträge braucht.
Dr. Peter Stippl, Präsident des ÖBVP, startete seinen Vortrag mit einem kurzen Video-Beitrag über Burnout aus der ORF-Sendung Eco vom 21.3.2019. Laut diesem Beitrag leiden 8% der Beschäftigten an akutem Burnout, weitere 36% sind gefährdet. Der volkswirtschaftliche Schaden für Burnout kann nur geschätzt werden, beträgt aber vermutlich mehrere Milliarden Euro jährlich und nimmt ständig zu. Auch der betriebswirtschaftliche Schaden ist enorm. Wird Burnout früh erkannt, so belaufen sich die Heilungskosten pro Betroffenen auf ca. 2.000,-, bei zeitverzögerter Diagnose bereits bis zu 18.000,-, bei vollständigem Zusammenbruch auf bis zu 106.000,-. Diese Kosten teilen sich auf in Krankenstandskosten von bis zu 64.000,-, bis zu 36.000,- Therapiekosten und bis zu 6.000,-Medikamentenkosten. Die Krankenstandsfälle für psychische Erkrankungen haben sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt und dauern durchschnittlich 36 Tage, wohingegen die Krankenstandsdauer bei körperlichen Erkrankungen bei durchschnittlich 10 Tagen liegt.
Dr. Stippl zitierte weiter aus dem aktuellen Rechnungshofbericht vom März 2019. Demnach lagen die Aufwendungen für Invaliditätspensionen und Rehabilitationsgeld für psychische Erkrankungen im Jahr 2016 bei knapp 1 Mrd. Euro. Die Zahl der Krankenstandstage aus psychischen Gründen stieg bei Erwerbstätigen von 2007 bis 2016 um 94 % bzw. rd. 1,80 Mio. Tage, der Mehraufwand für Krankengeld lag bei mind. 35 Mio Euro. Der Rechnungshofbericht kritisiert in seinem Bericht, dass die Ausgestaltung der Versorgung mit Psychotherapie nach wie vor von der gesetzlichen Regelung abweicht, da es immer noch keinen Gesamtvertrag gibt. Er beanstandet weiter die großen Unterschiede in den Leistungen zwischen den einzelnen Versicherungsträgern und die Intransparenz.
Prof. Dr. Berhard Rupp, Gesundheitsexperte von der NÖ AK, referierte in bekannt humorvoller Weise und verglich die Position der PsychotherapeutInnen mit der des "Kleinen Ich bin Ich" von Mira Lobe. Das Problem der PsychotherapeutInnen sei seiner Meinung nach, dass sie nicht genau wissen, zu wem sie gehören. Sie haben Ähnlichkeiten mit einigen anderen Berufsgruppen und sind dennoch nicht mit ihnen ident. Es fehle das Alleinstellungsmerkmal, was von Psychologen, Lebens- und Sozialberatern etc. eindeutig unterscheidet. Faktum sei: Der Gesundheitsmarkt ist heiß umkämpft und es gibt viel Konkurrenz.
Anschließende Podiumsdiskussion
In der nachmittäglichen Podiumsdiskussion betont Mag.a Barbara Haid (TLP-Vorsitzende) die Wichtigkeit der Vernetzung, welche in Tirol zu einer Verbesserung der Lage für PsychotherapeutInnen gebracht hat. Prim. Dr. Riffer macht das derzeitige Problem in der heterogenen Finanzierung fest, wonach schwer kranke Menschen wie heiße Kartoffel rasch weitergereicht werden, anstatt dass alle an einem Strang ziehen. Willi Steinkellner von der vida meint, dass sich die Verantwortlichen die falsche Frage stellen. Es heißt immer nur: "Was können wir uns leisten?" statt "Was braucht der/die Betroffene?" Das heißt, es geht immer nur ums Geld. Prof. Dr. Rupp sieht auch einen Wertewandel: Das bio-psycho-sozial Modell ist nichts (mehr) wert, es geht wieder in Richtung Techniklastigkeit. Für Geräte werden zig-Tausende ausgegeben, das zwischenmenschliche Gespräch scheint wieder an Wert zu verlieren. Außerdem können die PsychotherapeutInnen keine Produktionssteigerung wie anderen Sparten anbieten, denn ein 50-minütiges Gespräch dauert nach wie vor 50 Minuten und schneller reden scheint auch keinen Sinn zu machen.
Alles in allem war es eine sehr informative und spannende Tagung mit vielen Inputs und Möglichkeiten sich auszutauschen. Wir werden unsere Botschaft weitertragen und unsere Ziele weiterverfolgen. Ich denke, dass wir mit dieser Veranstaltung einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet haben.